Kapitel 2: Datenverwaltung

Jetzt werden die Daten, die von einem PPS-System verwendet werden, betrachtet. Die wichtigsten Daten eines PPS-Systems sind:

Teilestammdaten

Stücklisten

Arbeitsplätze und Betriebsmittel

Arbeitspläne

Kunden- und Lieferantendaten

Datenverwaltung

Die Datenverwaltung nimmt bei einem PPS-System eine Sonderstellung ein, da sie die Basis des gesamten PPS-Systems ist. Die wichtigsten Daten eines PPS-Systems sind:

Teiledaten

Stücklisten

Arbeitsplätze und Betriebsmittel

Arbeitspläne sowie

Kunden- und Lieferantendaten.

Die Datenverwaltung hat die Aufgabe alle benötigten Daten zu erfassen, zu speichern, zu ändern und zu löschen.
Aufgrund des enormen Umfangs werden die Daten natürlich computergestützt gespeichert. Sie stehen dann auch allen Funktionen eines PPS-Systems ständig zur Verfügung.

Teiledaten

Die Teiledaten umfassen die Basisinformationen über Produkte/Enderzeugnisse, Baugruppen, Einzelteile und Materialien.

Produkte/Enderzeugnisse sind Teile, die im Unternehmen nicht mehr weiterverarbeitet werden.

Unter einer Baugruppe versteht man ein Teil, das aus Einzelteilen und / oder anderen Baugruppen zusammengesetzt wird und wieder in Enderzeugnisse oder andere Baugruppen einfließt.

Einzelteile bestehen aus einem einzigen Material, aus dem sie z.B. durch Stanzen oder Fräsen angefertigt werden.

Materialien (Rohstoffe) sind Ausgangsstoffe, die meist nicht im Unternehmen erzeugt werden.

Erzeugnisbäume

Mit der Herstellung von Baugruppen und Enderzeugnissen sind Produktions- und Montagevorgänge verbunden. Dazu wird die Zusammesetzung eines Teils aus seinen Komponenten benötigt.
Die Zusammensetzung der Enderzeugnisse aus Baugruppen und Einzelteilen kann anschaulich durch Graphen dargestellt werden. Ein Beispiel für einen solchen Graphen sind Erzeugnisbäume.
Zum Beispiel besteht das Enderzeugnis P1 aus den Einzelteilen E1 und E2 sowie aus der Baugruppe B1. Die Baugruppe B1 besteht ihrerseits aus den Einzelteilen E2 und E3.
Eine Zahl, der Produktionskoeffizient gibt an, mit welchen Mengeneinheiten die Einzelteile und Baugruppen in die Produktion bzw. die Montage eingehen.

Gozintographen

Eine andere Möglichkeit zur graphischen Darstellung der Erzeugnisstruktur ist der Gozintograph.
In einem Gozintograph (the part that goes into) wird die Zusammensetzung eines Teils nicht in mehreren unterschiedlichen Bäumen gespeichert, sondern jedes Teil und jedes Strukturbeziehung wird nur einmal erfaßt.
Damit werden die Doppelaufzählungen, wie sie bei der Speicherung in Erzeugnisbäumen auftreten können, vermieden. Zum Beispiel besteht das Enderzeugnis P1 aus den Einzelteilen E1 und E2 sowie aus der Baugruppe B1. Die Baugruppe B1 besteht ihrerseits aus den Einzelteilen E2 und E3.

Stücklisten

Die Erfassung der Zusammensetzung (z.B. aus der graphischen Darstellung) eines Endproduktes aus seinen Komponenten erfolgt in einem PPS-System mit Stücklisten.
Die Stückliste zeigt für ein vorgegebenes Teil alle untergeordneten Teile, also alle Baugruppen und Einzelteile. Stücklisten können dem Benutzer eines PPS-Systems in einer unstrukturierter Form als Mengenübersichts-Stückliste oder in einer strukturierten Form als Baukasten- und als Struktur-Stückliste zur Verfügung gestellt werden.

Mengenübersichts-Stückliste

In der Mengenübersichtsstückliste werden alle Teile mit ihren Gesamtmengen aufgelistet, die in das betrachtete Teil eingehen. Die Struktur wird dabei vernachlässigt.

Baukasten-Stückliste

Die Baukastenstückliste zeigt die direkt untergeordneten Komponenten eines Teiles. Das bedeutet, daß die untergeordneten Teile einer Baukastenstückliste für ein Endprodukt wieder in mehrere Stücklisten zerfallen können, wenn das Endprodukt in mehreren Produktionsstufen gefertigt wird.

Struktur-Stückliste

Eine Strukturstückliste vereinigt die beiden anderen Sücklistenformen. Hier sind sowohl alle Mengen eines Erzeugnisses sichtbar als auch die Struktur der Baugruppen.

Teileverwendungsnachweise

Neben der Stückliste gibt es noch eine zweite Art der Erfassung der Zusammensetzung eines Teils aus Komponenten. Das ist der Teileverwendungsnachweis.
Der Teileverwendungsnachweis liefert die Information, in welchen übergeordneten Baugruppen oder Endprodukten ein bestimmtes Teil verwendet wird. Während also in der Stückliste ersichtlich wird, welche Teile in ein übergeordnetes Teil eingehen, ist die Betrachtungsweise bei einem Teileverwendungsnachweis genau umgekehrt.

Arbeitsplätze und Betriebsmittel

Unter dem Begriff Betriebsmittel werden Fertigungsmittel (Maschinen) und Fertigungshilfsmittel (Werkzeuge, Vorrichtungen, etc.) verstanden.
Die Betriebsmittelverwaltung steht in engem Zusammenhang mit der Arbeitsplatzverwaltung. Während die Betriebsmittelverwaltung eine eher technische Betrachtungsweise widerspiegelt, orientiert sich die Arbeitsplatzverwaltung mehr an organisatorischen Gesichtspunkten.
Jedoch besteht zwischen den beiden Datengruppen eine enge Verbindung. Diese enge Verbindung führt oft dazu, daß die Begriffe "Betriebsmittel" und "Arbeitsplatz" in PPS-Systemen synonym verwendet werden.

Betriebsmittelgruppen

Für Kapazitätsangaben und -berechnungen können funktions- und kostengleiche Betriebsmittel zu sogenannten Betriebsmittelgruppen zusammengefaßt werden. So können z.B. unterschiedliche Bohr-Fräs-Zentren einer Fertigungslinie zu der Betriebsmittelgruppe "Bohren-Fräsen" zusammengefaßt werden.
Der Begriff der Betriebsmittelgruppe wird häufig so weit gefaßt, daß er auch Mitarbeitergruppen (Einrichter, Transporteure, Instandhalter) ohne Betriebsmittelunterstützung umfaßt.

Anlegen von Arbeitsplätzen und Betriebsmitteln

Als nächstes sollen die Arbeitsplatz für das Sägen des Flachstahls angelegt werden. Der Arbeitsplatz erhält die Nummer 0001 und trägt die Bezeichnung "Sägen", klassifiziert wird er als "Metall".
Die Plankapazität beträgt 8 Stunden pro Tag, der Arbeitsplatz ist eine Schicht pro Tag in Betrieb. Er stellt keine Engpaßkapazität das und kann im Bedarfsfall um 20% erhöht werden.
Die anfallenden Kosten sollen auf die Kostenstelle 1 gebucht werden, der Maschinenstundensatz beträgt 168,00 DM und der Lohnstundensatz 58,00 DM.

Arbeitspläne

Der Arbeitsplan ist neben der Stückliste und den Betriebsmitteln ein zentraler Informationsträger in einem PPS-System. Der Arbeitsplan enthält alle Vorschriften für die Fertigung und Montage von Einzelteilen, Baugruppen und Enderzeugnissen, unter der Berücksichtigung von Einsatzstoffen und den verfügbaren Betriebsmitteln.

Aufgaben von Arbeitsplänen

Die Aufgaben des Arbeitsplanes liegen in erster Linie in der Arbeitsvorbereitung. Insbesondere soll der Arbeitsplan

im Rahmen der mittel- und kurzfristigen Planung eines PPS-Systems z.B. in der Termin- und Kapazitätsplanung genaue Angaben über den geplanten Fertigungsprozeß zur Verfügung zu stellen. Die wichtigsten Daten hierfür sind die Arbeitsplätze und die entsprechenden Vorgabezeiten.

im Rahmen der langfristigen, strategischen Planung eines Unternehmens die Investitions-, Personal- und Verfahrensplanung zu unterstützen.

im Rahmen der Lohn- und Materialabrechnung Daten aus den Fertigungsprozeß zur Verfügung zu stellen.

Aufbau von Arbeitsplänen

Der Arbeitsplan besteht aus dem sogenannten Arbeitsplankopf und den einzelnen Arbeitsplanpositionen. Die Arbeitsplanpositionen werden auch als Arbeitsgänge bezeichnet.
Der Arbeitsplankopf enthält die Angaben wie Teilenummer oder Teilebezeichnung für das Teil, auf dessen Fertigung sich die einzelnen Arbeitsgänge beziehen.
Die Arbeitsgänge beschreiben

welcher Arbeitsvorgang, gekennzeichnet durch die Arbeitsvorgangsnummer und die Arbeitsvorgangsbezeichnung,

an welchem Arbeitsplatz, gekennzeichnet durch die Arbeitsplatznummer und die Arbeitsplatzbezeichnung,

in welcher Vorgabezeit, also geplanter Fertigungszeit ausgeführt werden soll.

Dabei spiegelt die Reihenfolge der Arbeitsplanpositionen die zeitliche Abfolge der Arbeitsgänge in der Fertigung bzw. der Montage wieder.

Datenverwaltung

Das Kapitel Datenverwaltung enthielt Informationen über die wichtigsten Daten in einem PPS-System, und zwar über:

Teiledaten

Stücklisten

Arbeitsplätze und Betriebsmittel

Arbeitspläne sowie

Kunden- und Lieferantendaten sind.