~Die Elfen~
Durch den Wald im Mondenscheine
sah ich jüngst die Elfen reiten;
ihre Hörer hört ich klingen,
ihre Glöckchen hört ich läuten.
Ihre weissen Rösslein trugen
güldenes Hirschgeweih und flogen
rasch dahin wie wilde Schwäne.
Kam es durch die Luft gezogen,
lächelnd nickt mir die Königin
lächelnd im Vorüber reiten.
Galt das meiner neuen Liebe,
oder soll es den Tod bedeuten?
Heinrich Heine

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Sommerabend-Sommernacht


Die Elfe
Nächtlich bei des Mondes Schimmer,
Wenn der Wind schläft in den Wipfeln,
Tanzt die wunderschöne Elfe
Auf dem stillen, Schilfumgebnen
Wasserrosenteich im Walde.
Nimmer dringt in diese Gründe
Nur ein Hauch des Menschendaseins!
Selbst der Glocke weit hinhallend
Klang getöne stirbt versummend
In dem weiten Meer der Wipfel.
Und es steht der Wald im Lauschen
Auf das eigne Schweigen lautlos.
Und die wunderschöne Elfe
Wiegt sich über stillem Wasser
Wie ein schimmernd Duftgebilde,
Dass das leuchtend helle Goldhaar
Um die weissen Glieder wallet.
Breitend ihre schönen Arme
Schwebt sie ob dem dunklen Grunde,
Wie ein lieblicher Gedanke
Mondbeglänzter Einsamkeit.
Heinrich Seidel

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